Bosse Interview

 

 Am 23. April treffe ich an einem sonnigen Nachmittag in der Batschkapp Frankfurt den 33-jährigen Sänger Axel Bosse. Ein paar wenige Fans warten schon auf den Treppenstufen vor der Batschkapp auf das ausverkaufte Konzert.

 Sehr freundlich und offen werden wir von Bosse freundschaftlich empfangen, es herrscht sofort eine entspannte Atmosphäre, welche eine angenehme Grundlage für unser Gespräch ist.

Mit seinem neuem Album „Kraniche“, erschienen am 8. März, möchte er sich von allen Erwartungshaltungen und Stilrichtungen ablösen und differenzieren. Allein mit wem er gerade arbeitet und was er aktuell erlebt und empfindet habe eine wirkliche Auswirkung auf seine Musik. So zum Beispiel hat er viel mit seinem Produzent, der gute Chöre singt, gearbeitet, oder mit einem alten bekannten Trompeter. Dies sind oft spontane, ungeplante Zusammenfindungen, die aber seine Musik ausmachen, so Bosse.

 Trotz seiner Spontanität sei er ein richtiges Arbeitstier. Morgens um 8:00 Uhr, wenn seine Tochter in der Schule ist, setzt er sich an den Schreibtisch und arbeitet konzentriert bis 16:00 Uhr, planmäßig geht er an seine Songs ran indem er zunächst Ideen Mindmap-förmig sammelt und daraus dann etwas entwickelt.

Dabei arbeitet er ganz alleine an den Songs und auch an der Musik, seine restlichen Bandmitglieder sollen diese nur umsetzen. „Aber wäre das kein Einzelprojekt, würde ich es niemals Bosse nennen“. Bewusst steht Bosse im Mittelpunkt, die Musiker variieren viel eher und spielen oft auch in anderen Bands.

 Auf die Frage, welches Thema er nie besingen würde, antwortet er sehr schnell mit „Politik“.Das überließe er lieber Bands wie Tocotronic, von denen er auch ein großer Fan ist. Bosse will aber viel mehr ein bestimmtes Lebensgefühl vermitteln, eine tanzbare Musik und Politik passe da eher nicht in sein Konzept, obwohl er nicht ganz ausschließen will, dieses Thema irgendwann einmal zu besingen.

Der um einiges ältere Sven Regener ist Bosses großes Vorbild. Seine Grundentspannung aber doch den hohen Anspruch an der Musik zu wahren beeindrucke ihn sehr, so wolle er es auch halten wenn er einmal älter ist. Und auch wenn Sven Regener ein vielseitiges Talent ist und sich nicht nur auf Musik beschränkt, kommt das Bücherschreiben wie bei Regener für Axel Bosse in naher Zukunft nicht in Frage, trotz der hohen Anfragen von Buchverlagen.

 Aber auch als Schauspieler ist er gefragt, was aber seiner Meinung nach ein undankbarer Job ist. Aber wenn ihn ein Projekt wirklich anspreche würde er sich sofort Zeit dafür nehmen, zudem schrieb er letztes Jahr selber ein kleines Theaterstück.

 Auf Bosses aktueller Tour ist nahezu jedes Konzert restlos ausverkauft, man kann sich kaum vorstellen, dass es Zeiten gab, an denen es hieß entweder aufzugeben oder sich durchzubeißen.

Das war nach seinem zweiten Album der Fall, völlig pleite, ohne Plattenvertrag und einem frischgeborenen Kind stand er da und musste sich entscheiden. Er entschied sich fürs durchbeißen. Seit er 13 ist hat er seine Eltern nicht mehr nach Geld gefragt und fing an auf dem Bau zu arbeiten, womit er in seiner „Krise“ auch wieder angefangen hat. Als er dann 7000 € zusammengekratzt hat, setzte er alles auf eine Karte und gründete seine eigene Plattenfirma. Und mit seiner Single „3 Millionen“ kam der lang ersehnte Durchbruch. Das erste ausverkaufte Konzert war in der Batschkapp, in der er heute Abend wieder ausverkauft spielen wird.

 

Elisabeth Albrecht
für Radio Papa-Mike